Hochkarätige Konkurrenz, Überraschungen und ein Team, das um Medaillen kämpfen wird
Mit der offiziellen Nominierung durch DKV-Vizepräsident Karl Hauck wurde das Ergebnis der Qualifikation bestätigt: Das deutsche Nationalteam für die Kanu-Freestyle-Weltmeisterschaft in Plattling
steht fest!
Großer Andrang auf die Kajak-Plätze der Damen und Herren
Außergewöhnlich hart umkämpft waren die Startplätze in der Kajak-Leistungsklasse.
Bei den Damen bestand das gesamte Teilnehmerfeld aus aktuellen oder ehemaligen Nationalteam-Mitgliedern – jede wusste genau, worum es ging. Kein Wunder, dass die Freude über die Qualifikation bei
den einen riesig war, während für andere der Traum von der WM platzte.
Merle Hauser (KV Suedliche Weinstrasse), die bereits international mit Medaillen glänzte, sicherte sich mit einem Sieg souverän ihren Platz. Ihr folgten Anica Schacher (Ulmer Paddler) und Anne
Sommerauer (TSV Bad Reichenhall), die bereits 2011 bei der WM in Plattling am Start war. Naya Daruwala (KCZ Köln) und Nele Barwich (KC Wiedenbrück-Rheda) komplettierten das Team, während die
Nicht-Qualifikation von A-Kader-Athletin Ida Wellensiek (KC Muehlacker) überraschte – ein fehlender Highscore-Move kostete sie leider den Platz.
In der Herrenklasse war von Anfang an klar: Es wird ein enges Rennen. 26 Fahrer kämpften um fünf Teamplätze, darunter auch Wildwasserprofi Adrian Mattern, der mit sichtlicher Freude dem Publikum
sein Können im kurzen Boot demonstrierte.
In den Vorläufen ging es noch darum, sich in die Top 10 vorzukämpfen, bevor es im Halbfinale richtig spannend wurde – hier konnte jeder den Sprung ins Finale und damit ins Team schaffen. Am Ende
wurden die konstantesten Fahrer, die kein zu großes Risiko eingingen, belohnt. Paul Ernst (KG Neckarau) sicherte sich mit konstant starken Runs den ersten Platz. Robert Büchmann (SKC
Neheim-Hüsten), der seit 2019 nicht mehr im Nationalteam war, überraschte mit Rang zwei und zeigte, dass er in den letzten Jahren keineswegs untätig war. Die Plätze drei vier und fünf gingen an
Leon Stoermer (KSC Villingen), Leon Bast (KV Suedliche Weinstrasse) und Melchior Schwall (DJK WSG Sasbach-Freistett). Obendrein wird an Tim Rees (Ulmer Paddler) als amtierender
Junioren-Weltmeister ein zusätzlicher Startplatz vergeben.
Kanadier Damen und Herren – Spannende Kämpfe um den dritten Platz
Bei den Kandier-Fahrerinnen gibt es in Deutschland eine Spitze von vier Paddlerinnen – doch für die Weltmeisterschaft gibt es nur drei Startplätze, sodass die Entscheidung denkbar knapp ausfiel.
Aufgrund des niedrigen Wasserstands der Isar mussten sich die Fahrerinnen auf Tricks mit kleinen Punktwerten konzentrieren. Wer einen höher bewerteten Move landen konnte, sicherte sich ihren
Platz. Anica Schacher und Anne Sommerauer setzten sich mit soliden Spins und je einem McNasty an die Spitze. Naya Daruwala folgte mit einem Vorwärtssalto. Lucia Hacker (KS Augsburg), die 2024
Gesamtworldcup-Dritte wurde, konnte hier keinen draufsetzten und landete auf einem undankbaren vierten Platz.
In der Klasse der männlichen Stechpaddlern galten Sebastian Nelle und Philip Josef (beide KC Limburg) als Favoriten – und sie lieferten: Nelle gewann, Josef wurde Zweiter. Der dritte Platz wurde
in einem spannenden Duell zwischen Leon Schacher und Paul Wernerus (beide Ulmer Paddler) entschieden. Am Ende ging das Ticket für Plattling knapp an Schacher.
Neben den Klassen im geschlossenen Kanadier gibt es zwei Unisex-Startplätze im offenen Kanadier. Philip Josef, der international immer in den vorderen Rängen vertreten war, musste aufgrund
gesundheitlicher Probleme auf seine sichere Qualifikation verzichten. Sebastian Nelle rückte nach und sicherte sich wiederholt den ersten Platz. Den zweiten Platz holte sich Reimar Staufenberg
(Ulmer Paddler), der die Athleten bei der Weltmeisterschaft zusätzlich auch als DKV-Trainer unterstützen wird. Erneut scheiterte Lucia Hacker, die als einzige Frau schnell zum Zuschauerliebling
wurde, knapp an der Teamqualifikation.
Junioren – Nachwuchs mit beeindruckendem Einsatz
Jule Sax (Rastatter KC) und Pia Heinrich (Ulmer Paddler) zeigten mit sauberen Spins und beeindruckenden Loops, dass sie zurecht in die Nationalmannschaft gehören.
Bei den männlichen Junioren stach in letzter Zeit Lukas Ramsayer (TSV Schongau) besonders hervor. In den Wintermonaten trotzte er nicht nur mehrfach wöchentlich der Kälte, sondern nahm auch eine
zweistündige Zugfahrt nach Plattling auf sich, um auf der Isarwelle zu trainieren – und fuhr anschließend wieder zwei Stunden zurück nach Schongau. Sein Ziel für 2025: 100 Mal in Plattling
trainieren – und er ist bereits auf einem guten Weg. Alle fieberten mit ihm mit, ob er trotz Nervosität seine Leistung abrufen würde. Im Finale gelang ihm genau das, und er sicherte sich den
ersten der drei Teamplätze. Mit weniger als zwei Punkten Rückstand folgte Mads Barwich (KC Wiedenbrück-Rheda) auf Platz zwei. Dritter wurde Tim Beck (KC Mühlacker).
Squirt – Deutschland zählt zu den stärksten Teams weltweit
Die Squirt-Team-Qualifikation fand bereits im Rahmen des Worldcups 2024 statt. In den letzten Jahren haben sich die deutschen Squirt-Fahrer*innen international immer weiter nach vorne gearbeitet
und gehören inzwischen zusammen mit den USA und Großbritannien zu den Top-Nationen. Für die Damen werden Nele Barwich, Anne Sommerauer und Naya Daruwala ebenfalls in der Squirt-Kategorie starten.
Bei den Herren werden die drei Norddeutschen Mike Lochny (Tura Bremen), Andreas Leitmann (WSV Osnabrück) und Finn Krössig (Tura Bremen) die sonst eher süddeutsche Mannschaft erweitern.
Masters – Deutsches Team noch unbestätigt
Die Masters-Klassen (Ü40, Ü50, Ü60) werden in diesem Jahr offizieller Bestandteil der Weltmeisterschaft sein. Hier werden einige bekannte Namen aus der Paddelszene beweisen, dass im Freestyle vor
allem Technik und jahrelange Erfahrung entscheidend sind. Die deutschen Starter*innen sind noch nicht offiziell bestätigt.
Countdown zur WM: Die Vorfreude steigt
Mit dieser hochkarätig besetzten Mannschaft geht Deutschland mit viel Selbstvertrauen in die Heim-Weltmeisterschaft. Doch bis zum großen Showdown im Juni liegt noch harte Arbeit vor den Athleten:
Intensive Trainingslager stehen an, um in Plattling das Beste aus sich herauszuholen.
Eines ist sicher: Chancen auf Edelmetall sind gegeben – und die Vorfreude steigt von Tag zu Tag!
Text: Anica Schacher